Er war der reale Indiana Jones: Aby Warburg (1866-1929), Forscher, Abenteurer, Querdenker. Er entstammte der erfolgreichen Hamburger Bankiersfamilie Warburg und machte einen Deal mit seinen Brüdern. Als Ältester verzichtete er auf eine Karriere in der Bank, dafür sollten ihm seine Brüder jedes Buch kaufen, das er sich wünschte. Es wurde eine der umfangreichsten und interessantesten Privatbibliotheken. Er selbst avancierte zu einem Pionier der Kulturwissenschaft. Gegenstand seiner Forschungen war vor allem das Nachleben der Antike in den unterschiedlichsten Bereichen der abendländischen Kultur bis in die Renaissance. Von ihm wurde die Ikonografie als eigenständige Disziplin der Kunstwissenschaft etabliert. Seine kulturwissenschaftliche Bibliothek in der Heilwigstraße in Hamburg wurde Keimzelle seiner interdisziplinären und internationalen wissenschaftlichen Entdeckungen.

Dieser einzigartige Bücherschatz konnte 1933 vor den Nazis nach England gerettet werden und wird seit 1944 als eigenständige Einrichtung von der University of London getragen. 1958 bezog das „Warburg Institute“ ein eigens errichtetes Gebäude am Woburn Square, das sich zu einer Forschungsstätte für Wissenschaftler aus aller Welt entwickelte. Das Warburg Institut ist heute eines der weltweit führenden Zentren zur Erforschung der Interaktion von Ideen, Bildern und Gesellschaft.

Unter dem Titel „The Warburg Renaissance Project“ läutete Direktor Prof. Bill Sherman im März 2019 eine bauliche und inhaltliche Erneuerung ein. Die umfangreichen Pläne zur Neugestaltung des Instituts sollen Aby Warburgs Vision neu beleben, erweitern und seine bahnbrechende Idee des kulturellen Gedächtnisses in die Zukunft tragen. Der Bau des Architekten Charles Holden erfährt neben einer grundlegenden Instandsetzung eine Umgestaltung und Erweiterung. Die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG gehört mit einer deutlichen Förderzusage zu den ersten Unterstützern dieses Vorhabens.