Mustergut von Hugo Simon, Seelow
Projektträger: Heimatverein Schweizerhaus e.V., Seelow
Projektlaufzeit: 2012-2020
Es war die gelebte Utopie einer der schillerndsten Figuren der Weimarer Republik: das Mustergut von Hugo Simon (1880-1950), der als Bankier, Politiker, Kunstsammler, Mäzen und Landwirt für Furore sorgte, aber nach 1933 durch die nationalsozialistische Vertreibung in Vergessenheit geriet.
Nach dem Rücktritt als kurzzeitiger Finanzminister erwarb Hugo Simon 1919 etwa 100 Hektar Land im Außenbezirk der kleinen Stadt Seelow im Oderbruch mitsamt dem Ausflugslokal »Schweizerhaus« und entwickelte ein landwirtschaftliches Mustergut mit Kleintier- und Geflügelzucht, Obst- und Gemüseanbau, Imkerei und einer weitläufigen Parkanlage. Er ließ Goethes Gartenhaus nachbauen, errichtete Zweckbauten, Stallungen und Gewächshäuser in ambitionierter Architektur und beauftragte zeitgenössische Bildhauer mit Werken, die er auf dem Gelände aufstellte. Das Zentrum bildete eine Anhöhe mit einer 72 Meter breiten Orangerie, an die sich eine Terrassenanlage anschloss, die mit Wein und Obst bepflanzt war: »Sanssouci im Oderbruch«.
Vor dem Hintergrund der Armut und des Lebensmittelmangels nach dem Ersten Weltkrieg verfolgte Hugo Simon den sozialen Ansatz, dass auch in der Nähe der Großstädte eine gewisse Form der Selbstversorger-Landwirtschaft betrieben werden kann. Es war sein Traum von der Versöhnung der zivilisatorischen Errungenschaften der prosperierenden Metropole mit den Segnungen des landwirtschaftlich geprägten Dorfes.
Die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG unterstützt den »Heimatverein Schweizerhaus Seelow e.V.«, der seit 2010 mit immensem Einsatz die Revitalisierung des Musterguts vorantreibt. Die Stiftung fördert auch wissenschaftliche Projekte zu Hugo Simon, da es ihr ein Anliegen ist, das Thema Exil und Vertreibung von jüdischen Bürgern wach zu halten.