Tieranatomisches Theater, Berlin
Projektträger: Stiftung Humboldt Universität; Humboldt Universität, Berlin
Projektlaufzeit: 2008-2019
Es muss ein phantastisches und gleichermaßen gespenstisches Schauspiel gewesen sein, das sich ab 1789 im gräflichen Reußschen Garten in Berlin abspielte: Studenten versammeln sich im runden, steil bestuhlten Hörsaal des Tieranatomischen Theaters und schauen dem Professor dabei zu, wie er den Kadaver eines Pferdes seziert, das soeben auf einem Hubtisch aus dem Keller durch eine Öffnung des Hörsaalbodens nach oben gefahren war. Das Projekt war vom Preußischen König Friedrich Wilhelm II. angeschoben worden, der für seine Kavallerie gesunde Pferde wollte und daher an der Erforschung von Seuchen und Heilmethoden interessiert war. Daher gründete er 1787 die Königliche Tierarzneischule und beauftragte den Architekten des Brandenburger Tores, Carl Gotthard Langhans, der den »Zweckbau« in Form einer prächtigen italienischen Renaissance-Villa mit Kuppelsaal und Tempelfront entwarf.
Dieser schöne Bau, der 1874 einen Anbau erhielt, der wiederrum 1935 eine Erweiterung erfuhr, überstand alle Zerstörungen und Umstürze Berlins im 20. Jahrhundert, versteckt im Hinterhof, zuletzt im Schatten des riesigen Charité-Gebäudes von 1982. Als Lehrgebäude wurde es durchgehend genutzt, doch die Bausubstanz verfiel.
Erst als die Humboldt Universität das Gebäude für sich entdeckte, kam die Wiederentdeckung in Gang. Dank einer Großspende der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG konnte die Sanierung des Tieranatomischen Theaters 2012 abgeschlossen werden. Seitdem finden dort Festveranstaltungen und spannende Ausstellungen statt. 2019 ist das Hermann von Helmholtz Zentrum für Kulturtechnik der HU in die Räumlichkeiten eingezogen.