Landhaus J. H. Baur, Altona
Projektträger: HERMANN REEMTSMA STIFTUNG
Projektlaufzeit: 1999-2002
Die Altonaer Bauten Christian Frederik Hansens sind Solitäre in Hamburgs Westen. In der stadtauswärts führenden Palmaille fallen die strengen, majestätischen Fassaden von Hansens Kontorhäusern sofort ins Auge. Die ländlichen Anwesen in den Elbvororten, wie das runde Landhaus Gebauer am Philosophenweg in Othmarschen, das halbkreisförmige Stallgebäude von John Thornton an der Elbchaussee oder das tempelartige Landhaus von Johan Cesar IV. Godeffroy im Hirschpark unterscheiden sich von den herkömmlichen hanseatischen Villen der damaligen Zeit und unserer Gegenwart. So entschieden, so unverwechselbar entwarf nur der königlich-dänische Landbaumeister Hansen. Seine Architektur, die gleichermaßen höfische Nüchternheit und bürgerlichen Stolz assoziiert, schien nur eine Weile für »aufgeklärte« Altonaer und Hamburger Großbürger attraktiv. Hansens Bauten blieben temporäre dänische Inseln in einem zunehmend breiten Meer von geräumig-bequemen und repräsentativ-werthaltigen hamburgischen Kaufmannsvillen. Hansens dänischer Klassizismus – strenge Axialität und Symmetrie, harmonischer Zusammenklang geometrischer Körper, klar strukturierte Raumfolgen, effektvoll-sparsame Zierelemente – hatte in Altona keine rechten Vorbilder und blieb ohne nennenswerten Nachhall.
Die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG setzt sich seit vielen Jahren für die Würdigung und den Erhalt der Bauten von Christian Frederik Hansen (1756-1845) ein. Sie erwarb im Jahr 2000 das Landhaus der Familie des Kaufmanns und Bankiers Johann Heinrich Baur in Hamburg-Nienstedten, das Hansen 1804-1806 errichtet hatte und restaurierte es grundlegend. Der streng klassizistische Entwurf Hansens zeigt deutliche Anklänge an die französische Revolutionsarchitektur, der kreisrunde Kuppelsaal, der sich durch zwei Stockwerke zieht, scheint mit seinen Bezügen zur Architektur der Antike und zur Baukunst Andrea Palladios ein Zeugnis aufklärerischen Gedankenguts.
Das Landhaus J. H. Baur war einst umgeben von einer annähernd zehn Hektar großen Fläche, deren Gestaltung Joseph Ramée zugeschrieben wird. Der nordwestliche Teil des Grundstücks diente der landwirtschaftlichen Nutzung, den größeren Teil nahm ein Landschaftsgarten nach englischem Vorbild ein, mit verschlungenen Wegen, die zum Haus führten. Das Landhaus J. H. Baur dient heute als Sitz der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG.